22 Jun 2020

Interview mit Patricia Buzari

Durchgeführt von Pedro Obiera

P. Ob.: Fast alle Sommer-Festivals wurden in diesem Jahr abgesagt. Warum das „Klassik Festival Momentum“ nicht?

Buzari: Ich habe erwartet, dass sich die Situation im Juli entspannen wird. Und mit unserem Hygienekonzept können wir die Konzerte im Zinkhütter Hof bedenkenlos veranstalten. Die Abstands- und Desinfektionsregeln können wir einhalten, ohne die besondere Atmosphäre der Veranstaltungen an diesem besonderen Ort zu gefährden.

P. Ob.: Was erwartet den Besucher in diesem Jahr?

Buzari: Sieben Konzerte auf höchstem Niveau mit Künstlern, die sonst in der Elbphilharmonie und anderen großen Konzertstätten auftreten. Zum Beispiel der Pianist und ECHO-Preisträger Alexander Krichel, der das Festival am Montag, den 6. Juli, mit einem Beethoven-Liszt-Programm eröffnen wird. Des Weiteren können wir uns u.a. auf den Cellisten Maxim Barbash, das Dudok Quartett, die Pianistin Sheila Arnold und die Geigerin Sandrine Cantoreggi freuen. Ich gehe davon aus, dass sich die Begeisterung des Publikums, die sich in den fünf Jahren unseres Bestehens nach jedem Konzert in Standing Ovations niederschlug, auch diesmal fortsetzen wird. Wichtig ist mir auch das Kinderkonzert am Samstag, den 11. Juli, das sich mit Mozarts „Zauberflöte“ beschäftigen wird.

P. Ob.: Diesmal verzichten Sie aber auf den Wettbewerb.

Buzari: Ich bin kein Freund von Wettbewerben. Stattdessen werden wir im nächsten Jahr jungen Menschen Stipendien für Meisterkurse mit hochkarätigen Dozenten anbieten. Wettbewerbe in der üblichen Form gehen nach meiner Meinung am Menschen und an der Musik vorbei. Sie schaffen eher Zwietracht. „Alle Menschen werden Brüder“: Dieser Satz kommt meiner Vorstellung von Kunst erheblich näher.

P. Ob.: Das Festival findet in diesem Jahr zum fünften Mal statt. Welche Erfahrungen haben Sie sammeln können?

Buzari: Ich bin froh, dass ich noch lebe. Das dritte Jahr war sehr hart. Aber ich lerne ständig an den Herausforderungen.

P. Ob.: Und wie steht es mit der Akzeptanz durch das Publikum?

Buzari: Sehr gut. Es ist ein sehr dankbares Publikum. Die Standing Ovations und Bravo-Rufe sind ehrlich gemeint. Und mittlerweile begrüßen wir nicht nur regionales Publikum, sondern auch internationale Besucher. Die Preisgestaltung ist auch so human gehalten, dass wir neue Publikumsschichten anziehen können. Dabei liegen mir Kinder und Jugendliche besonders am Herzen. Es ist erstaunlich, wie viele Kinder, auch im Grundschulalter, die „Erwachsenen-Konzerte“ besuchen. Das sind Investitionen in die Zukunft, die die jungen Menschen brauchen, aber auch wir Künstler und Veranstalter. Da die Konzerte in den Sommerferien stattfinden, können die Kinder länger aufbleiben und hören sehr konzentriert und aufmerksam zu. Und sie hören nicht nur zu, sondern verwickeln die Künstler auch in Gespräche. Erstaunlich, was die Kinder alles wahrnehmen.

P. Ob.: Welche Bedeutung kommt der Location zu?

Buzari: Der Zinkhütter Hof ist ein Museum, dessen Räumlichkeiten bereits im 18. Jahrhundert als Konzertstätte gedient haben. Er bietet mit 324 Plätzen einen intimen Rahmen und bietet sogar Platz für ein kleines Orchester, auf das wir in diesem Jahr allerdings wegen der Hygienevorschriften verzichten müssen. Auf Beethovens 3. Klavierkonzert brauchen wir dennoch nicht verzichten. Marina Baranova spielt den Solopart und ich ersetze am 2. Flügel den Orchesterpart. Die Location ruft geradezu einen Wow-Effekt hervor, wenn man sie in der hügeligen Landschaft wahrnimmt. Ich mag die klaren, einfachen Strukturen des Gebäudes. Dabei geht es mir auch darum, die kulturelle und wirtschaftliche Lage der Region zu stärken. Wir sind sehr international ausgerichtet und wir können mittlerweile Gäste aus 30 Ländern empfangen, die nicht nur die Musik schätzen, sondern auch die Landschaft, die Nähe zur Eifel und zu den Großstädten Aachen und Köln. Ein idealer Ort für ein Festival dieser Art.

P. Ob.: Aber nicht einfach zu finanzieren.

Buzari: Wenn es um die Erschließung von Geldquellen geht, gilt es, in jedem Jahr eine neue Schlacht zu schlagen. In diesem Jahr sind wir mit Hilfe von Banken, Stiftungen und Privatsponsoren so gut aufgestellt, dass wir unsere moderate Preispolitik beibehalten können. Ich finde es spannend, jedes Jahr neue, noch bessere Wege zu finden, auch wenn die Entwicklung der Sponsorenhilfen rückläufig ist. Aber ich weiß, es ist genug für alle da. Wir spenden unsere Überschüsse Kinder-Projekten. In diesem Jahr gehen die Gelder an ein Kinderheim, in den letzten Jahren an eine Organisation gegen Kindesmissbrauch, an das Oberhausener Friedensdorf u.ä. Auch wenn es nicht der Zweck des Festivals ist, erwirtschaften wir in jedem Jahr einen kleinen Gewinn. Ich bin Optimist und stehe dafür ein, den Mut zu haben, neue Wege zu beschreiten. Ich lerne viel durch das Festival und bin ihm, dem Publikum und den Sponsoren sehr dankbar.

(Das Gespräch führte Pedro Obiera)

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